Wir über uns

Aikido im Rollstuhl

Ich heiße Felix Rosenberger, bin 30 Jahre alt. Ich brauche zur Fortbewegung einen Rollstuhl und seit etwa 7 ½ Jahren mache ich Aikido. Ich habe den 1. Kyu (Schülergrad). Vor etwa einem Jahr begann ich in meinem Verein vertretungsweise in einer Trainingseinheit zu unterrichten. Seit August 2011 unterrichte ich in dieser Trainingseinheit immer.

Wie bin ich dazu gekommen?

Ich bin durch Zufall auf den Yu Shin Dojo gestoßen. Nach meiner beruflichen Ausbildung habe ich wieder einen Sport für mich zum Ausgleich vom Alttagsstress gesucht. Vorher hatte ich schon Rollstuhlbasketball gespielt. Bei der Suche nach einem passenden Sport im Internet bin ich auf einen Eintrag vom Yu Shin Dojo aufmerksam geworden. Zunächst hatte ich mir nicht vorstellen können, wie man im Rollstuhl sitzend Aikido machen sollte. Ich habe dann einfach die Telefonnummer angerufen, die im Internet angegeben war. Dort meldete sich ein Trainer. Nach dem Telefonat hatte ich immer noch keine Vorstellung, wie man Aikido im Sitzen machen sollte. Erst nach den Probestunden konnte ich mir etwas darunter vorstellen und habe mich entschieden mit Aikido zu beginnen. Bis heute freue ich mich, in jeder Trainingsstunde etwas Neues an Techniken und über meine Körperwahrnehmung zu lernen.

Wie trainiere ich?

Ich versuche zweimal in der Woche zum Training zu gehen. Dort lerne ich meinen Körper und meinen Geist positiv zu lenken. Das bedeutet, dass ich zuerst meinen Geist zur Ruhe bringe. Zum Anfang einer Trainingsstunde meditiere ich und mache die sogenannte Ki-Atmung. Die Ki-Atmung hilft mir meinen Geist frei von Alltagsdingen zu bekommen und mich auf die Trainingseinheit einzustellen und ruhiger zu werden. Danach mache ich die Dreiminuten-Übungen. Diese Übungen dienen dazu festzustellen, ob man den ganzen Raum um sich herum wahrnehmen kann oder ob man auf eine eingeschränkte Körperpartie, zum Beispiel die Hand des Angreifers, zu stark fixiert ist. Oft merke ich, dass meine Aufmerksamkeit zu klein ist. Aber ich übe immer weiter meine Wahrnehmung auf den ganzen Raum auszudehnen. Nach den Dreiminuten-Übungen kommen wir zu den Aikidotechniken der einzelnen Kyus. Bei den einzelnen Techniken merke ich immer, dass ich nicht so beweglich bin wie einer der laufen kann. Das heißt, ich kann zum Beispiel keinen Schritt hinter meinen Übungspartner machen, wie jemand der laufen kann. Ich muss häufig bei manchen Techniken viel schneller agieren, sonst wäre der Nage (Angreifer) in dem Raum, den ich eingenommen habe. Das kann gefährlicher für den Angreifer sein, denn der kommt manchmal nur ganz knapp neben meinem Rollstuhl auf dem Tatami (eine härtere Matte) auf. Das bedeutet, dass der Angreifer eine Flugrolle können sollte, ansonsten wäre es für ihn zu gefährlich. Beide Trainer, bei denen ich trainiere, können Aikido-Techniken gut von der stehenden in die sitzende Version umwandeln. Bei manchen Trainingsstunden geht einer in die Mitte und die anderen greifen ihn an. Auch ich rolle in die Mitte und merke, dass ich ganz schön aus der Puste bin, wenn ich wieder aus dem Kreis komme, denn im Kreis kann man nicht lange überlegen welche Abwehrtechnik die richtige ist, da die Angreifer im Sekundentakt angreifen. Aber es macht mir sehr viel Spaß.

Besuch von Seminaren

Ich habe schon mehrere Aikidoseminare des japanischen Großmeisters Sensei Yoshikasaki besucht. Diese Seminare finden zweimal im Jahr an einem Wochenende statt. Sie fangen immer am Freitagabend an und gehen bis Sonntagnachmittag. Ich habe bei den Übungen meistens einen aus meinem Dojo als Übungspartner dabei, da sie mich kennen und wissen, was wir umsetzen können, was für mich abgeändert werden muss und was für mich nicht machbar ist. Bei diesen Lehrgängen habe ich immer etwas lernen können. Ich werde auch weiterhin auf diese Lehrgänge gehen, da mich der Großmeister auch irgendwann prüfen soll. Ich kann es nur empfehlen solche Seminare zu besuchen.

Wie bin ich Lehrer geworden und wie unterrichte ich?

Zuerst habe ich meinen Lehrer manchmal vertreten und so das Leiten einer Übungsgruppe gelernt und dafür auch das nötige Selbstbewusstsein bekommen. Manchmal war mein Lehrer auch dabei und hat mir dann wertvolle Tipps gegeben. Da ich im Rollstuhl sitze, kann ich die Techniken nur aus der sitzenden Postion ausführen und zeigen. Dies ist aber für mich selten ein Problem. Ich kann ja viele Techniken für die, die laufen können, erklären. Dies mache ich auch,wenn ich in meinem Unterricht Trainingswaffen aus Holz einsetze. Also ihr seht, dass es auch für einen Rollstuhlfahrer keine unüberwindlichen Probleme beim Unterrichten gibt. Der einzige Unterschied zu Menschen die Laufen können, ist , dass ich meinen Sitzplatz immer dabei habe.

Wenn ich bei euch das Interesse für Aikido im Rollstuhl geweckt habe, dann kommt doch einfach mal zu einer Schnupperstunde. Oder schaut mal die Bilder und Videos an.